Sitzen im Weingarten und ein Journalistenbesuch im Kellergassl

Ich hab mich, ganz spontan (ja wirklich) in den Weingarten gesetzt. Um nachzudenken über eine Geschichte. Meine Geschichte.



Mit Tischerl, Sesserl und Schreibzeug, einer Karaffe mit Wasser und Gartenaroma drin. Ein Setup für ein Foto, natürlich, denn wie ihr euch denken könnt, nicht immer schleppe ich das alles in den Weingarten um zu arbeiten oder nachzudenken. Doch, ich wollte hier nicht mein ach so perfektes (für das Internet gestyltes) Leben herzeigen, nein etwas ganz anderes. ich sitze wirklich da. Ich mach sowas manchmal. Aufwand betreiben. Für mich. Ganz allein. Gut, hätte ich kein Foto gemacht, ich hätte mir wohl kein frisches Leiberl mehr angezogen. Erwischt. 

Aber sonst ist das wirklich so, denn nicht immer ist mein Leben nur schön und ruhig. Nur Kellergasse, Wein und Sonnenschein. Manchmal besteht alles aus sich häufenden Kleinigkeiten und größeren Dingen, die im Magen liegen. Plötzlich streiten sich Kinder ständig, die sonst ein Herz und eine Seele sind, einer Diskussion mit meinem Winzer folgt die nächste, worum ging es eigentlich noch einmal? Sich häufende Rechnungen, unnötige Bürokratie, Wetterkapriolen und Urlaube die dann doch nichts werden.

Die letzten Wochen waren so und so herausfordernd. Da war viel zu tun in den Weingärten, wie immer im Juni. Einiges zu tun in der Kellergasse, glücklicherweise. Noch mehr zu tun im Gemüsegarten. Eine Kindergartenkarriere nimmt ihr Ende, das kann stressig werden, hab ich gemerkt. Die blöden Pollen haben mir zugesetzt und dann war ich doch glatt noch in der Zeitung. Was jetzt doch schon recht aufregend an sich war, weil vorher halt noch nicht so passiert,  aber dann doch auch anstrengend. Ziemlich. Ich hab nicht damit gerechnet, dass es mich mitnimmt, meine Geschichte einen ganzen Nachmittag vor einer, mir bis dahin komplett unbekannten Person, auszubreiten. Die dann daraus eine Geschichte schreibt. 5 Stunden Gespräch, zusammengeschnitten auf eine Doppelseite. Ein ganzes Leben, einige Minuten Lesevergnügen.

Will ich das? Wie wird die Geschichte werden, bin das tatsächlich dann ich da, die in der Zeitung? Kann ich mich mit dem Ergebnis identifizieren und ist es mir wirklich egal, was die Leute denken? Es war ein ungutes Gefühl dabei.

Gut hat er das gemacht, der Tobias Micke, der mir übrigens auch einen Teil seiner Geschichte erzählt hat und mir irgendwie gleich ein bissl ans Herz gewachsen ist, wegen so einiger Gemeinsamkeiten. Ich sag nur Hollerteer und so. Und ich hab es nicht bereut, meine Geschichte erzählt zu haben, die weit weg ist von einem 'perfekten' Postkartenleben, das eben nicht immer nach Plan läuft. 
Ich hab mir sogar überlegt, ob ich irgendwann einmal meine Geschichte noch detailgetreuer ausbreite, mit all ihren Höhen und vor allem den Tiefen. Um vielleicht ein bissl Mut zu machen. Weil man schaffen kann, was man schaffen will, auch wenn man zwischendurch selbst nicht mehr ganz dran glaubt, weil man es ständig gesagt bekommt, dass das nichts wird oder gesagt bekommen hat, dass man das doch gar nicht kann. Oder einmal den falschen Weg eingeschlagen hat, der sich dann nur als Umweg, aber doch ganz richtig erweist. 



Und deshalb, deshalb mach ich solche Dinge. Ein Tisch im Weingarten, ein paar ruhige Minuten, obwohl mich das Unkraut da im Garten doch jucken würde. Ein Glaserl Wein bei Sonnenuntergang, mit dem Herrn Winzer, obwohl noch Arbeit warten würde. Oder ein Tag mit der Familie, so zwischendurch, obwohl sich schon wieder jemand fragt: bitte, schon wieder ein Tag Urlaub, die sitzt doch eh ständig im Grünen und hackelt nix. Ja eh. Immer...

Kommentare

  1. Ach schön ... einfach weiter so, dein Weg ist ein guter ... :-)
    Liebe Grüße!

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